iPad Nachgedacht

Nix kapiert

„Die Technik entwickelt sich vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen.“

Dieses vielsagende Zitat ziert die Homepage von 4tiitoo – einem der beiden Partnerunternehmen die das WePad entwickeln und vermarkten. An welcher Stelle der Entwicklung sie stehen, lassen sie jedoch offen…

Was das WePad sein will

„Das smarteste unter den Tablets“

Begründet wird diese Aussage mit fünf Schlagwörtern:

  • Weil sie alles mit ihm machen können
  • Weil es sie frei lässt
  • Weil die ganze Welt für sie arbeitet
  • Weil sie endlich wieder Zeitung lesen
  • Weil sie exklusiver Content erwartet

„Das WePad ist ein Tablet-Computer und bietet dem Nutzer einen schnellen Zugang zum Internet, viele Applikationen zum Herunterladen und einen einfachen Zugriff auf Bücher, Fotos sowie weitere persönliche Dateien.“

Es will also ein Tablet-Computer sein der offen und uneingeschränkt ist (dank Linux-Unterbau) und eine neuartige Plattform für Printmedien. Es will aber vor allem keine Konkurrenz zum iPad sein (nein nein, natürlich nicht…). Da stellt sich mir die Frage:

Hä? Was bist du – und wenn ja, wieviele?

Was das WePad ist

Nachdem es nun endlich mal eine Live-Demonstration des WePad zu sehen gibt (YT-Video 1, YT-Video 2), kann man sich ein Bild davon verschaffen, was das WePad wirklich ist:

Ein kompletter Griff ins Klo!

Warum? Sie haben alles, aber auch wirklich alles was Apple beim iPad richtig gemacht hat, falsch gemacht. Wenn das iPad die Zukunft ist, ist das WePad der Fahrkartenautomat. Hauptsache Touchscreen… Jetzt mal im Ernst. Ganz abgesehen von der katastrophalen Software. Schon äusserlich ist das WePad ein klarer Fail. Da hat es tatsächlich hinten Schlitze für einen Lüfter. Hat das Ding im Ernst nen Lüfter? Ja klar – kann ja Flash. Und dann die Anschlüsse. Meine Güte, das Ding ist ein Tablet! Das halte ich in der Hand! Und dann stecke ich doch nicht im Ernst einen USB-Stick dran und ne externe Festplatte noch dazu. Und bloss nicht das Netzteil vergessen – die 6 Stunden Akkulaufzeit glaube ich höchstens in ausgeschaltetem Zustand! Und wie halte ich das WePad wenn links lustige Dinge an den Schnittstellen hängen?

Eine sehr empfehlenswerte und vor allem etwas sachlichere und schönere Zusammenfassung findet man auf Gerrit van Aakens Blog praegnanz.de.

Wer meinen Meckereien etwas ausführlicher folgen will, schaue sich die beiden Videos an und folge meinen Gedanken die mir beim Anschauen pontan durch den Kopf gegangen sind. Vorsicht, z.T. hoher Ironie-Anteil!

  1. Meine Güte, das sieht ja alles aus wie Kraut und Rüben. Total unübersichtlich. Wie das Dashboard auf dem Mac nur in hässlich. Da kommt Mutti bestimmt zurecht.
  2. Wahnsinn, „es funktioniert wirklich der Touch“. Nur irgendwie ist das scrolling total unrund.
  3. Die typische Haltung des iPad ist: keine! Das iPad passt sich jeder Haltung an. Da hat jemand was nicht kapiert.
  4. Das WePad muss ich mit zwei Händen halten und ständig zwischen „navigieren am Bildschrimrand“ und „Touch auf der Fläche“ wechseln. Das iPad halte ich mit einer Hand und habe die andere komplett zur Bedienung frei.
  5. Volles Multitasking mit zig Programmen gleichzeitig geöffnet. Wenn das mal nicht auf den Akku geht… Ob das WePad deshalb die ganze Zeit am Netzteil hängt?
  6. Navigation rechts am Rand – und manchmal auch noch links am Rand. Wo ist das System?
  7. Navigation an der Seite funktioniert nur im Querformat. Hochformat in 9:16 und dann auch noch Navigation an der Seite – gibts da noch Platz für den Content?
  8. Wirklich ganz tolles Beispiel mit dem Flash-Film. Lässt sich total gut bedienen. Man muss nur vier mal auf „Play“ drücken und schon ruckelt der Film vor sich hin.
  9. Professioneller Qualitätsjournalismus – die ComputerBILD. Kein weiterer Kommentar hierzu.
  10. Werbung auf dem Homescreen – das ist das was ich mir wünsche.
  11. Nein! Man kann nicht nur einen total unübersichtlichen vertikalen Homescreen machen sondern auch noch mehrere nebeneinander…
  12. Flash-Werbung auf dem Homescreen. Und der Akku kommt ins schwitzen…
  13. OpenOffice! Fail! Eine nicht-optimierte Anwendung auf einem Touchscreen – geht gar nicht
  14. Ganz toll. Ich ersetze den Touchscreen durch Tastatur und Maus. Das ist ja total revolutionär!
  15. Musik abspielen vom USB-Stick. „Versuchen sie das mal beim iPad…“. Das will ich nicht, verdammt. Welcher Idito trägt seine Musik auf einem USB-Stick durch die Gegend! Aaaarrghhhh!
  16. „Wir sind ja nicht so wie Apple – die jetzt die Preise diktieren!“ So ein gequirlter Quark. Apple diktiert so manches – aber keine Preise! Das verbocken die Medienhäuser schon noch selbst.
  17. Stickwort: Dateiverwaltung. „Das ist wie im Windows“. Ja dann… Der Fortschritt ist garantiert.
  18. Auch schön: der Downloads-Ordner ist irgendwo. Zum Beispiel neben der Gala. Ne, ist klar.
  19. Frage zum Browser: „Kann ich da jetzt mit dem Finger durchnavigieren?“ Antwort: „Ja sie könne hier jetzt halt klicken.“

Seit der Einführung des iPhone war jetzt ja wirklich genug Zeit zu lernen und zu kapieren wie es richtig gemacht wird… Bei mir löst das WePad nur eines aus. Verständnisloses Kopfschütteln. Kurz zurück zum Zitat am Anfang:

„Die Technik entwickelt sich vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen.“

Ich denke das WePad ist momentan genau zwischen „primitiv“ und „kompliziert“.

2 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Ich kann dir da nur beipflichten. Es ist schon erstaunlich welchen (rückschrittlichen) Fortschritt manche meinen gehen zu müssen.

    Vom Ansatz her eine super Idee. Aber vielleicht gibt’s das auch noch in schön und durchdacht. …. vielleicht …. man weiß ja nie 😀 … irgendwann … wenn, ja wenn ….

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